„Zug in die Freiheit“
Ein trinationales Forschungs- und Public-History-Projekt

Projektkonzept

Stand: 14. März 2021

Unter der finanziell-administrativen Koordination der Mamlock Foundation erforschen die drei akademischen Partner Freie Universität Berlin, Karls-Universität Prag und Pädagogische Hochschule St. Gallen die Geschichte der Befreiung von 1200 Häftlingen aus dem Konzentrationslager Theresienstadt im Februar 1945. Das Projekt setzt sich zum Ziel, eine gemeinsame Website zum Thema aufzubauen, Unterrichts­materialien für die Fachbereiche Geschichte und Politische Bildung zu erarbeiten und letztlich für die Schweiz, Tschechien und Deutschland permanente und/oder mobile Ausstellungen und Gedenkorte zu konzipieren.

Der Grundidee des Projekts geht auf den Austausch zwischen Michael Mamlock und Thomas Metzger und Johannes Gunzenreiner von der Fachstelle Demokratiebildung und Menschen­rechte der Pädagogischen Hochschule St. Gallen zurück. Aufgrund seines familienbedingten Forschungsinteresses – ein Großonkel befand sich auf dem «Zug in die Freiheit» – stieß Michael Mamlock auf die Vorarbeiten des St. Galler Dozententeams und nahm Kontakt mit diesem auf. Die Fachstelle hatte 2015, 70 Jahre nach der Befreiungsaktion, im Rahmen eines Projektseminars mit Studierenden explorative Recherchen vorgenommen und eine kleine Ausstellung zum Thema umgesetzt. Seither sind zudem als Fallstudien drei Masterarbeiten zu Einzelaspekten verfassen worden.[1]

Der Erinnerung an die Shoah gerade auch im öffentlichen Raum verliert mit wachsender zeitlicher Distanz keineswegs an Bedeutung. Vielmehr kommt ihr angesichts der zuneh­menden rechtsnationalistischen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Bewe­gungen in Europa und den sich dadurch verschiebenden «Grenzen des Sagbaren» eine eminent demokratiestützende Funktion zu. Rufe nach einer «autoritären Demokratie» werden lauter und schwächen die Demokratie. Auch in den drei Projektländern sind rechtsnationale beziehungsweise rechtspopulistische Parteien, die, wie im Falle der AfD, die Shoah-Erinnerungskultur sogar verunglimpfen und eine reaktionäre Geschichtspolitik betreiben, politisch aktiv. In Deutschland wurde mit dem antisemitisch motivierten Attentat auf die Synagoge in Halle (Saale) vom 9. Oktober 2019 eine neue Stufe der Gefährdung von Jüdinnen und Juden erreicht. Das Attentat ist letztlich auch ein Zeichen des sich wieder unverhohlener äußernden Antisemitismus.[2] Gerade auch angesichts dieser eschreckenden Entwicklungen ist das Ziel dieses Forschungs-, Ausstellungs- und Gedenkstättenprojekts, eine breite Öffentlichkeit und speziell Schülerinnen und Schüler – ausgehend von der Darstellung und Analyse dieser außergewöhnlichen Befreiungsaktion in der Zerfallsphase des «Dritten Reiches» – unter anderem mit der Struktur und Funktion des NS-Staates, den Mechanismen des Antisemitismus und Rassismus und insbesondere mit dem Schicksal der von der Vernichtungsmaschinerie NS-Deutschlands erfassten Jüdinnen und Juden in Kontakt zu bringen. Sie sollen dadurch für historische Themen, aber auch die aktuellen, die Demokratie und den gesellschaftlichen Pluralismus gefährdenden Entwicklungen sensibilisiert werden. Um die pädagogische Dimension nachhaltig zu gestalten, kommt der Konzipierung didakti­scher Unterlagen zur Thematik innerhalb des Projektes eine große Bedeutung zu.

Mit einer Pilotstudie werden – unter Einbezug von Studierenden der drei Partnerhochschulen – in einem ersten Schritt die großen bestehenden Quellenbestände strukturiert und daraus inhaltliche Schwerpunkte für die Fortarbeit definiert. Im eigentlichen Projekt werden dann die Rechercheergebnisse sowie die didak­tisierten Unterrichtsmaterialien über eine Website der Öffentlichkeit zu Verfügung gestellt. Abschließend wird der Forschungsgegenstand durch Ausstellungen in Tschechien, Deutschland und der Schweiz in den öffentlichen Raum getragen. Dies wird die nationale und transnationale Shoah-Erinnerungskultur stärken.

[1] Zum Projekt siehe die Ausstellungsdokumentation: Gunzenreiner Johannes/Metzger Thomas, Ausstellungsdokumentation «Flüchtlinge im Hadwig». 8. Mai bis 25. September 2015. Fachstelle «Demo­kratiebildung und Menschenrechte» der Pädagogischen Hochschule St. Gallen, Januar 2019. Online unter: https://www.phsg.ch/sites/default/files/cms/Dienstleistung/Fachstellen-und-Kompetenzzentren/Demokratiebildung%20und%20Menschenrechte/Abgeschlossene%20Projekte/Doku_Flu%CC%88chtligeimHadwig.pdf. Für die Masterarbeiten siehe die Sammelbibliografie in Kapitel 2.

[2] Siehe hierzu aktuelle Umfragewerte: Kornelius Stefan, Jeder vierte Deutsche denkt antisemitisch, in: Süddeutsche Zeitung, 23. Oktober 2019, https://www.sueddeutsche.de/politik/antisemitismus-deutschland-juedischer-weltkongress-1.4652536. Zur «Hasskultur» im Internet siehe zudem: Schwarz-Friesel Monika, Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses. Judenfeindschaft als kulturelle Konstante und kollektiver Gefühlswert im digitalen Zeitalter (Kurzfassung). Online unter https://www.linguistik.tu-berlin.de/fileadmin/fg72/Antisemitismus_2-0_kurz.pdf.

2 Forschungsgegenstand: Der Theresienstadttransport in die Schweiz – Ein Abriss

Verschiedentlich waren in den letzten Kriegsmonaten des Zweiten Weltkriegs Bemühungen von Erfolg gekrönt, ein paar Tausend Jüdinnen und Juden der Todesmaschinerie NS-Deutschlands zu entreißen.[1] Am 5. Februar verließ ein solcher Transport mit 1200 KZ-Häftlingen Theresienstadt. Mehrheitlich waren es ältere Menschen, es waren aber auch Kinder darunter. Die Befreiten stammten aus Deutschland einschließlich Österreich (663), den Niederlanden (434) und der Tschechoslowakei (103). Sie erreichten am frühen Morgen des 7. Februar 1945 die Schweiz und wurden bis zu zehn Tagen im damaligen Primarschulhaus Hadwig in St. Gallen einquartiert.[2]

Die schweizerischen Behörden waren ob der Ankunft überrumpelt, war der Transport doch Resultat einer privaten Initiative. An ihrem Anfang steht das Ehepaar Recha und Isaac Sternbuch. Sie unterhielten von der Schweiz aus den europäischen Arm der nordame­rikanischen «Union of Orthodox Rabbis of the United States of America and Canada» und dessen Hilfskomitee «Vaad Ha-Hatzalah». Mitte Oktober 1944 kamen sie mit dem schweizerischen alt Bundesrat Jean-Marie Musy zusammen, dem es in früheren Aktionen gelungen war, in Auftragsarbeit einzelne Personen aus Konzentrationslagern freizube­kommen. Musy erhielt die finanziellen Mittel, um sich mit der SS in Kontakt zu setzen. Zweimal gelang es ihm, sich mit Heinrich Himmler zu treffen (3. November 1944 in der Nähe von Breslau, 21. Januar 1945 in Wildbad), den der mit faschistischen Regimen sympathisierende Musy aus antikommunistischen Netzwerken kannte. Als Resultat der Verhandlungen sollten wöchentlich 1200 Jüdinnen und Juden aus Konzentrationslagern freigelassen werden. Als Gegenleistung wurden fünf Millionen Schweizer Franken als Sicherheit auf einem Sperrkonto hinterlegt. Jedoch blieb es beim Transport vom 5. Februar 1945, da konkurrierende Netzwerke innerhalb der SS das Vorhaben hintertrieben und daraufhin offensichtlich Adolf Hitler dem Ganzen ein Ende setzte. In der Zerfallsphase des Dritten Reiches erhoffte sich Himmler durch die Aktion eine Imagekorrektur bei den Westalliierten. Auch Musy intendierte vermutlich, durch sein Handeln sein ramponiertes Ansehen mit Blick auf die sich abzeichnende Nachkriegszeit aufzupolieren.

Die Zusammenstellung des Transports wurde am 3. Februar 1945 im KZ Theresienstadt den Häftlingen kommuniziert. Die ausgewählten Personen konnten sich dann entscheiden, ob sie an diesem teilnehmen wollten oder nicht. Viele befürchteten, dass der Transport in die Schweiz eine getarnte Fahrt in die Vernichtungslager darstellen würde, waren doch erst gerade Ende 1944 20’000 Menschen aus Theresienstadt nach Osten deportiert worden. Zusätzlich gab es eine durch den verhassten Lagerkommandanten SS-Obersturmführer Karl Rahm vorgenommene Selektion, die unter anderem zum Ziel hatte, die schrecklichen Zustände und das Sterben im Lager zu verschleiern.[3] Der schleppend vorangehende Transport fuhr via Bauschowitz (Bohušovice nad Ohří), Leitmeritz (Litoměřice) und Eger (Cheb) nach Augsburg und von dort via Ulm und Friedrichshafen nach Petershausen in der Nähe von Konstanz. Am Morgen des 7. Februar 1945 passierte er um 11 Uhr die Schweizer Grenze.

Nach ihrer Ankunft im Vorortbahnhof St. Fiden wurden 1000 der 1200 befreiten Jüdinnen und Juden im St. Galler Schulhaus Hadwig einquartiert. Dieses war als sogenanntes Desinfek­tionslager requiriert worden. Für die Desinfektion kehrten die 200 in Bühler im Kanton Ausserrhoden platzierten Personen ins Hadwig zurück. Die Schlaflager – der Boden war mit Stroh ausgelegt worden und nur für gesundheitlich stark angeschlagene standen Betten zur Verfügung – befanden sich in den Schulzimmern der oberen Stockwerke des Hadwig-Gebäudes. Die Ankunft der befreiten KZ-Häftlinge stieß in der Zivilbevölkerung auf großes Interesse, die Behörden versuchten jedoch eine Kontaktaufnahme auf dem Schulgelände zu unterbinden. Die Jüdinnen und Juden wurden ab dem 10. Februar 1945 in Gruppen von 200 weitertransportiert. Die letzte Gruppe verließ das Hadwig-Gebäude am 15. Februar 1945.

Seit Kriegsausbruch hatte die Schweiz ein System von Arbeitslagern und Flüchtlingslagern geschaffen. Die 1200 Jüdinnen und Juden wurden entsprechend den ausgearbeiteten Prozeduren auf vier Quarantänelager verteilt, die mehrheitlich in der Westschweiz lagen.[4] Nach dem Ablauf der Quarantänezeit wurden die Flüchtlinge in Flüchtlingslagern einquar­tiert.[5] Ein definitiver Verbleib in der Schweiz war von Seiten der Eidgenossenschaft nicht vorgesehen.[6] Dies entsprach zum einen der Transitlanddoktrin, der man sich (seit langem) verschrieben hatte. Folglich mussten Flüchtlinge die Schweiz bei der ersten sich bietenden Möglichkeit verlassen. Spätestens nach Kriegsende standen auch die aus Theresienstadt befreiten Jüdinnen und Juden unter massivem Druck, ihre Weiterreise zu organisieren. Nur in Ausnahmefällen – oft nach langen Jahren der Ungewissheit – wurde die Niederlassung in der Schweiz erlaubt.[7] Während die aus den Niederlanden und der Tschechoslowakei stammenden Befreiten größtenteils nach dem Krieg rasch in ihre Heimatländer zurückkehrten, wanderten jene aus Deutschland sehr oft in Drittstaaten wie die USA oder Palästina aus. Zum anderen war die Haltung der Schweiz auch einer antisemitischen Flüchtlingspolitik geschuldet. Diese hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg in enger Verbindung mit der in jenen Jahren in der Schweiz populär werdenden Furcht vor «Überfremdung» entwickelt und wurde durch die 1917 gegründete Eidgenössische Fremdenpolizei mitentwickelt und umgesetzt. Nach 1933 zielte diese Politik darauf ab zu verhindern, dass jüdische Flüchtlinge die Schweiz erreichten. Aus sogenannten «Rassegründen» Verfolgten wurde der Status von politischen Flüchtlingen verwehrt. Auch schloss die Schweiz ab Sommer 1942 die Grenze grundsätzlich für jüdische Flüchtlinge, eine Politik, die erst im Sommer 1944 – als das Kriegsende absehbar wurde – beendet wurde.[8]

 

Sammelbibliografie

Bauer Yehuda, Freikauf von Juden? Verhandlungen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und jüdi­schen Repräsentanten von 1933 bis 1945, Frankfurt a.M. 1996.

Dieckhoff Alain, Rescapé du Génocide. L’action Musy: une opération de sauvetage de Juifs européens en 1944–1945, Basel/Frankfurt a.M. 1995.

Friedensohn Joseph/Kranzler David, Heroine of Rescue. The Incredible Story of Recha Sternbuch who Saved Thousands From the Holocaust, New York 1984.

Hirsch Camilla, Von Theresienstadt in die Schweiz, in: Der neue Weg, 1946, Nr. 15/16, 9–10.

Kramer-Freund Edith, Fahrt in die Freiheit. Vom Häftling in Theresienstadt zum Flüchtling in der Schweiz, in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 24 (1985), 152–165.

Krummenacher Jörg, Flüchtiges Glück. Die Flüchtlinge im Grenzkanton St. Gallen zur Zeit des National­sozia­lismus, Zürich 2005, 320–327.

Miroslav Kárný, Geschichte des Theresienstädter Transports in die Schweiz, in: Judaica Bohemiae, 27 (1991), 4–16.

Sebastiani Daniel, Jean-Marie Musy (1876–1952), un ancien conseiller fédéral entre rénovation nationale et régimes autoritaires, Dissertation Universität Freiburg 2004.

Spitzer Federica, Verlorene Jahre, in: Theresienstadt. Aufzeichnungen von Federica Spitzer und Ruth Weisz. Mit einem Beitrag von Wolfgang Benz, Berlin 1997, 9–171.

Sussmann Max, A Family Trilogy. Part 2: Accompanied by Angels: The Life of a Grandmother, Suffolk 2019.

Im Nachgang zum Ausstellungsprojekt der Fachstelle Demokratiebildung Menschenrechte der Pädagogischen Hochschule St. Gallen wurden von Studierenden mehrere Masterarbeiten als Fallstudien verfasst.

Ramos Nelson, Gerettet und unerwünscht. Sechs jüdische Flüchtlinge unter der Kontrolle einer antisemitisch motivierten, schweizerischen Bundesbehörde. Masterarbeit Pädagogische Hochschule St. Gallen 2018.

Schmid Catrina, Der Zug in die Freiheit. Das Schicksal jüdischer Gefangener aus dem KZ Theresienstadt und ihr Aufenthalt im Hadwig-Schulhaus in St. Gallen im Februar 1945. Eine Untersuchung von Einzelfällen und die Darstellung individueller Schicksale auf der Grundlage von Zeitzeugengesprächen und Quellenanalysen. Masterarbeit Pädagogischen Hochschule St. Gallen 2017.

Truninger Mirjam, Von Theresienstadt via St. Gallen nach ‹Unbekannt›. Die Minderjährigen des Theresienstadt-Transports vom Februar 1945, Masterarbeit Pädagogischen Hoch­schule St. Gallen 2018.

[1] Inhaltlich basieren die folgenden Ausführungen auf den explorativen Recherchen im Rahmen des Ausstellungsprojekts «Flüchtlinge im Hadwig» der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der Pädagogischen Hochschule St. Gallen 2015. Es sei verwiesen auf: Gunzenreiner/Metzger, Ausstellungs­dokumentation [wie Anm. 1]. Für weitere Literaturhinweise zu diesem Transport siehe die Sammelbibliografie am Ende des Kapitels.

[2] 200 Befreite wurden in der Ortschaft Bühler (Kanton Appenzell Ausserrhoden) unweit St. Gallens unter­gebracht.

[3] So sollten keine Verwandten von im Lager Umgekommenen auf den Transport. Auch drohte Rahm bei der Abreise negative Folgen für die Zurückgebliebenen an, sollte negativ über das KZ Theresienstadt berichtet werden.

[4] Diese befanden sich in einer ausgedienten Seidenstoffweberei in Adliswil (rund 500 Personen), im Hôtel des Sports in Les Avants oberhalb von Montreux (rund 400), im Hotel Belmont in Montreux (rund 200) und in Tour Haldimand in der Nähe von Lausanne (rund 100).

[5] Anhand von Stichproben wurden die Aufenthalte in der Schweiz für Einzelpersonen in zwei Masterarbeiten an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen aufgearbeitet: Truninger Mirjam, Von Theresienstadt via St. Gallen nach ‹Unbekannt›. Die Minderjährigen des Theresienstadt-Transports von Februar 1945, Masterarbeit Pädagogische Hochschule St. Gallen 2018, online unter: http://cdm15782.contentdm.oclc.org/cdm/ref/collection/p15782coll2/id/2179; Schmid Catrina, Der Zug in die Freiheit. Das Schicksal jüdischer Gefangener aus dem KZ Theresienstadt und ihr Aufenthalt im Hadwigschulhaus in St. Gallen im Februar 1945. Eine Untersuchung von Einzelfällen durch die Darstellung individueller Schicksale auf der Grundlage von Zeitzeugengesprächen und Quellenanalysen, Masterarbeit Pädagogische Hochschule St. Gallen 2017, online unter: https://www.phsg.ch/sites/default/files/cms/Dienstleistung/Fachstellen-und-Kompetenzzentren/Demokratiebildung%20und%20Menschenrechte/Masterarbeiten/Masterarbeit_Schmid_Catrina_def_red.pdf.

[6] Zu Lagersystem und Transitlanddoktrin u.a.: Erlanger Simon, „Nur ein Durchgangsland“. Arbeitslager und Internierungsheime für Flüchtlinge und Emigranten in der Schweiz 1940–1949, Zürich 2006.

[7] Erste Sondierungen zu diesen Ausnahmen wurden im Rahmen einer Masterarbeit vorgenommen: Ramos Nelson, Gerettet und unerwünscht. Sechs jüdische Flüchtlinge unter der Kontrolle einer antisemitisch motivier­ten, schweizerischen Bundesbehörde, Masterarbeit Pädagogische Hochschule St. Gallen 2018.

[8] Zur antisemitischen Dimension der schweizerischen Flüchtlingspolitik siehe v.a.: Koller Guido, Fluchtort Schweiz. Schweizerische Flüchtlingspolitik (1933-1945) und ihre Nachgeschichte, Stuttgart 2017; Kury Patrick, Wer agiert? Der Überfremdungsdiskurs und die schweizerische Flüchtlingspolitik, in: Eder Franz X. (Hg.), Historische Diskursanalysen. Genealogie, Theorie, Anwendungen, Wiesbaden 2006, 205–221; Kury Patrick, Über Fremde reden. Überfremdungsdiskurs und Ausgrenzung in der Schweiz 1900–1945, Zürich 2003; Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des National­sozialismus, Zürich 2001; Mächler Stefan, Kampf gegen das Chaos – die antisemitische Bevölkerungspolitik der eidgenössischen Frem­denpolizei und Polizeiabteilung 1917–1954, in: Mattioli Aram (Hg.), Antisemitismus in der Schweiz 1848–1960. Mit einem Vorwort von Alfred A. Häsler, Zürich 1998, 357–421; Gast Uriel, Von der Kontrolle zur Abwehr. Die eidgenössische Fremdenpolizei im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft 1915–1933, Zürich 1997; Picard Jacques, Die Schweiz und die Juden 1933–1945. Schweizerischer Antisemitismus, jüdische Abwehr und internationale Migrations- und Flüchtlingspolitik, Zürich 31997.

3.1       Pilotstudie

Die auf ein Jahr anberaumte Pilotstudie – idealerweise mit Beginn Spätherbst 2021 – leistet zentrale Vorarbeiten für die weitere Projektumsetzung. In einem Zeitraum von rund vier Monaten sondieren die Projektpartner die Aktenlage zur Befreiungsaktion in ihren jeweiligen Ländern:

  • Deutschland: Bundesarchiv Berlin, Landesarchiv Berlin, Entschädigungsamt Berlin, ITS Bad Arolsen, Lokalarchive.
  • Schweiz: Schweizerisches Bundesarchiv, Archiv für Zeitgeschichte, Archiv(e) des (Schweizerischen) Roten Kreuzes, Kantonale Staatsarchive, Lokalarchive.
  • Tschechien: Terezín Memorial (in Theresienstadt) und Terezín Initiative Institut, Nationalarchiv, Jüdisches Museum Prag, Staatliches Bezirksarchiv Litoměřice, sowie Nationalarchiv und Lokalarchive.

Einen exzellenten Ausgangspunkt für die Recherche bilden die Akten, welche die Schweizerischen Behörden zu allen Flüchtlingen erstellten, die während des Zweiten Weltkriegs in die Schweiz gelangten und im Schweizerischen Bundesarchiv aufbewahrt werden. Auch für die 1200 aus dem KZ Theresienstadt Befreiten existieren folglich solche Dossiers. Dieser umfangreiche Aktenbestand wird einer Kurzsichtung und Digitalisierung unterzogen. Die Analyse entlang verschiedener Kriterien wie zum Beispiel Herkunft, Deportationsdatum (sofern eingetragen), Aufenthaltsorte in der Schweiz, Rückkehr/ Weiterreise, Verbleib in der Schweiz werden es ermöglichen, für die weiteren Schritte Einzelschicksale zu definieren, die für die multinationale Sicht auf die Befreiungsaktion von besonderer Relevanz sind. Einzelschicksale werden sowohl für die Website, die didaktischen Materialien als auch die Ausstellungen von grosser Bedeutung sein.

Die Selektion von zwölf Einzelschicksalen werden den Ausgangspunkt für Hochschulseminare bilden. In Berlin und St. Gallen werden die weiterreichenden biografischen Recherchen in die Hochschullehre integriert. Studierende beider Institutionen werden in Form eines Projektseminars im Frühjahrssemester/Sommersemester 2022 die Einzelschicksale vertieft recherchieren und rekonstruieren. An der Karls-Universität wird das Projektseminar aus sprachlichen Gründen auf Englisch durchgeführt. Dieses fokussiert auf Recherche und Dokumentation zu möglichen Erinnerungsorten entlang desjenigen Teils der Deportationsstrecke, der über tschechisches Territorium führte. Zudem wird ein Prager Juniorwissenschaftler*in in inhaltlicher Kooperation mit den Seminardurchführungen in Berlin und St. Gallen stehen, um die prädominant auf Deutsch verfassten Akten aus dem Untersuchungszeitraum zu erschließen.

Die Teilnehmenden der drei Seminare werden sich zusammen mit dem/der Prager Junior­wissenschaftler*In und dem Projektteam im Sommer 2022 zu einer Summerschool treffen und ihre Erkenntnisse vertieft diskutieren. Zugleich werden sie in dieser Woche alle Standorte besuchen und auch die authentischen Erinnerungsorte (z.B. das KZ Theresienstadt oder das Hadwig-Schulhaus) kennenlernen.

Abb. 1: Skizze des Ablaufs der Pilotstudie.

Parallel zu den anderen Arbeiten konkretisieren die Projektpartner auf der Grundlage der Vorrecherchen und der Resultate der Projektseminare und der Summerschool die Konzepte für die Arbeitsschritte im eigentlichen Projekt.

 

3.2       Weitere Projektschritte – Ausblick

Das an die Pilotstudie anschließende Forschungs- und Public-History Projekt wird sich über einen Zeitraum von rund 3 Jahren erstrecken. Auf der Grundlage der geschichtswissenschaftlichen Erforschung der Befreiungsaktion sowie der historischen Kontexte werden folgende Produkte erarbeitet.

Abb. 2: Ablaufskizze des Projekts „Zug in die Freiheit“.

Website zur Befreiungsaktion

Die mehrsprachige Website stellt produktmäßig die Klammer des Gesamtprojektes dar. Die Website wird in Tschechien erstellt und langfristig gepflegt werden.

Die Website vereint die Erkenntnisse aus den erforschten Themenbereichen mit dem Aspekt eines (virtuellen) Erinnerungsortes und einer Plattform für Lehrpersonen. Die technische Umsetzung und Pflege der Website erfolgt durch das «Malach Center for Visual History» der Karls-Universität Prag. Inhaltlich stellen neben den Verhandlungen und Intentionen hinter der Befreiungsaktion die Zusammenstellung des Transports im KZ Theresienstadt, die Transportroute und der Transport an sich, die Ankunft und Unterbringung in der Schweiz ausgehend von sogenannten Desinfektions- über Quarantäne zu Flüchtlingslagern sowie das «Leben nach dem Überleben» den inhaltlichen Schwerpunkt dar. Die recherchierten Einzelschicksale sowie die Charakterisierung der verschiedenen Gruppen unter den Befreiten Jüdinnen und Juden vertiefen und illustrieren diese Themenbereiche. Ebenfalls von Interesse sind die Deportationen nach Theresienstadt sowie die involvierten Tätergruppen.

 

Erstellen von Unterrichtsmaterial und didaktischen Konzepten

Zusammen mit den geplanten Ausstellungen, die auch als Teil einer öffentlichen Geschichtsvermittlung zu verstehen sind, kommt dem Unterrichtsmaterial eine hohe Bedeutung zu. Basierend auf den Forschungsergebnissen werden Unterrichtsmaterialien für die drei beteiligten Länder erarbeitet. Anhand der Befreiungsaktion und deren Kontextualisierung ist es möglich, verschiedene Themenbereiche aus den Großbereichen «Holocaust Education», «Geschichte des Nationalsozialismus» und «Zweiter Weltkrieg» in Schulen umzusetzen. Vieles lässt sich dabei z.B. an Einzelschicksalen oder Täterbiografien exemplifizieren. Über die Vermittlung dieser Wissensbestände hinaus sind die Materialien auf die Förderung von Kompetenzen im Bereich Demokratiebildung/Politische Bildung ausgerichtet. Die didaktischen Materialien stellen spezifische Bezüge zu den jeweiligen nationalen Lehrplänen her, um die Anwendbarkeit für die Lehrpersonen zu gewährleisten. Die didaktischen Materialien sind über die Website des Projekts zugänglich.

Die pädagogische Breitenwirkung des Projekts soll über das Unterrichtsmaterial für die Volksschulstufen sowie die Dimension der öffentlichen Geschichtsvermittlung der geplanten Ausstellungen hinausgehen. Es werden auch didaktische Konzepte und Unterlagen generiert, um in weitere Ausbildungsbereiche z.B. auf der betrieblichen Ebene hineinzuwirken. Auch sollen Weiterbildungsangebote Lehrpersonen mit den Unterrichtsmaterialien bekannt machen. Die in die Pilotstudie und allenfalls andere Arbeitsschritte involvierten Studierenden sind darüber hinaus zum einen ein Zeichen dafür, dass die erforschten Inhalte von den Projektpartnern in die Universitätslehre integriert werden. Zum andern werden diese involvierten Studierende zugleich wichtige Botschafter*Innen des Projekts sein.

 

Ausstellungen

Mehrere Ausstellungsformate greifen die Thematik der Befreiung von 1200 KZ-Häftlingen aus Theresienstadt in den drei am Projekt beteiligten Ländern auf und machen den Projektgegenstand einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

  • Einen authentischen Erinnerungsort stellt das 1945 als Desinfektionslager verwendete ehemalige Primarschulhaus Hadwig dar, das heute Teil des der Pädagogische Hochschule St. Gallen ist. Das Gebäude wird aktuell und künftig weiterhin als Bildungsstätte verwendet. Vor dem Gebäude sollen Informationstafeln auf die Geschichte des Gebäudes verweisen. Via QR-Codes wird dabei auf die auf der Website hinterlegten Informationen verwiesen. Dieser Teil der Ausstellung ist unabhängig von den Öffnungszeiten des Hochschulgebäudes zugänglich. Hohen dokumentarischen Wert besitzt eine Fotostrecke, die vom Fotografen Walter Scheiwiller Anfang Februar 1945 vor Ort im Hadwig-Gebäude erstellt wurde und die Situation der Befreiten im requirierten Gebäude zeigt. Im Gebäude selbst werden an Örtlichkeiten, die aufgrund der Bildstrecke von Walter Scheiwiller zu eruieren sind, auf spezifische Aspekte des Lebens der Flüchtlinge im Gebäude sowie auf Informationstafeln auf die historischen Umstände der Aktion verwiesen. Auch hier wird für weiterführende Informationen direkt auf die Website verlinkt.
  • In Tschechien sollen Informationen zur Befreiungsaktion in die Präsenzausstellung der Gedenkstätte Theresienstadt integriert werden. Inhaltlich stellt dies eine spannende Ergänzung der umfangreichen Dauerausstellung dar. Vorarbeit zu der Fahrstrecke des Transports via Bauschowitz (Bohušovice nad Ohří), Leitmeritz (Litoměřice) und Eger (Cheb) bis zu der tschechischen Grenze, wonach der Zug weiter Richtung Augsburg ging (Mapping und Kontaktaufnahme mit örtlichen Behörden).
  • Als Ausgangsort für viele Deportationen in Richtung KZ Theresienstadt kommt in Deutschland Berlin in den Fokus. Ähnlich wie in Tschechien sollen hier Informationen in bestehende Gedenkarrangements oder innerhalb dieser als eigenständiger Gedenkort/Gedenkstätte integriert werden. In Frage kommen z. B. die Mahnmale Gl. 17 (Bhf. Grunewald), Levetzowstraße und Anhalter Bahnhof.
  • Die Breitenwirkung wird durch mobile respektive dezentrale Ausstellungssettings erhöht. Konkret sollen in Tschechien und Deutschland entlang der Route des Befreiungstransportes Ausstellungen oder Hinweistafeln für eine große Verbreitung der Thematik sorgen.

 

Die Forschungserkenntnisse sollen auch in Publikationen der scientific community sowie der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dies kann u.a. in Form einer wissenschaftlichen Ausstellungsdokumentation geschehen.

4 Projektpartnerinnen und -projektpartner (in alphabetischer Reihenfolge)

Johannes Gunzenreiner ist Professor für Geschichte und Politische Bildung und Co-Leiter der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen und Leiter des Regionalen Didaktischen Zentrums in Gossau (Schweiz).

 

Kateřina Králová is an Associate Professor of contemporary European history and the Head of the Department of Russian and Eastern European Studies at Charles University, Prague. In her research she focuses on reconciliation with the Nazi past, post-conflict societies, the Holocaust, the Greek Civil War and historical migration. She completed her Ph.D. with a thesis on Greek-German relations later published in Czech, Greek and German (Das Vermächtnis der Besatzung, Böhlau 2016/BPB 2017). Latest publications in English: “In the Shadow of the Nazi Past” (EHQ 2016), “Being traitors.” (SEEBSS 2017), “The ‘Holocausts’ in Greece” (Holocaust Studies 2017), “Being a Holocaust Survivor in Greece (book chapter, CUP 2018), Jewish Life in Southeast Europe (volume, Routledge 2019). Currently she is finalizing her second book about Holocaust survivors in Greece.

 

Martin Lücke ist Professor für Geschichtsdidaktik am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Wissenschaftliche Leiter des Margherita-von-Brentano-Zentrums für Geschlechterforschung der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte mit Bezug zum Projekt: Shoah und historisches Lernen, empirische Geschichtskulturforschung, Public History.

 

Michael Mamlock ist Kaufmann in langjähriger selbständiger Tätigkeit. Erfahrung mit Projektentwicklungen im medizinischen/pharmazeutischen Bereich sowie in der Immobilienwirtschaft. Seit vielen Jahren gleichzeitig tätig als Initiator für verschiedene Projekte zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus und der Shoah. Gründungsmitglied des 2008 errichteten Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) der jüdischen Gemeinde zu Berlin. Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzender des „Fördervereins Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee e.V. Tätig im internationalen Fundraising, Mitwirkung an verschiedenen Ausstellungen und Projekten, z.B. an der Finanzierung zur Restaurierung von mehreren Grabfeldern des Jüdischen Friedhofs Berlin-Weißensee in den 1990er Jahren.

 

Thomas Metzger ist Professor für Geschichte und Co-Leiter der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen. Forschungsschwerpunkte mit Bezug zum Projekt: Kultur-, Sozial- und Ideengeschichte des Antisemitismus, schweizerische Flüchtlingsgeschichte 1933-1945, Geschichte des Faschismus.

[1] Zum Projekt siehe die Ausstellungsdokumentation: Gunzenreiner Johannes/Metzger Thomas, Ausstellungsdokumentation «Flüchtlinge im Hadwig». 8. Mai bis 25. September 2015. Fachstelle «Demo­kratiebildung und Menschenrechte» der Pädagogischen Hochschule St. Gallen, Januar 2019. Online unter: https://www.phsg.ch/sites/default/files/cms/Dienstleistung/Fachstellen-und-Kompetenzzentren/Demokratiebildung%20und%20Menschenrechte/Abgeschlossene%20Projekte/Doku_Flu%CC%88chtligeimHadwig.pdf. Für die Masterarbeiten siehe die Sammelbibliografie in Kapitel 2.

[2] Siehe hierzu aktuelle Umfragewerte: Kornelius Stefan, Jeder vierte Deutsche denkt antisemitisch, in: Süddeutsche Zeitung, 23. Oktober 2019, https://www.sueddeutsche.de/politik/antisemitismus-deutschland-juedischer-weltkongress-1.4652536. Zur «Hasskultur» im Internet siehe zudem: Schwarz-Friesel Monika, Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses. Judenfeindschaft als kulturelle Konstante und kollektiver Gefühlswert im digitalen Zeitalter (Kurzfassung). Online unter https://www.linguistik.tu-berlin.de/fileadmin/fg72/Antisemitismus_2-0_kurz.pdf.

[3] Inhaltlich basieren die folgenden Ausführungen auf den explorativen Recherchen im Rahmen des Ausstellungsprojekts «Flüchtlinge im Hadwig» der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der Pädagogischen Hochschule St. Gallen 2015. Es sei verwiesen auf: Gunzenreiner/Metzger, Ausstellungs­dokumentation [wie Anm. 1]. Für weitere Literaturhinweise zu diesem Transport siehe die Sammelbibliografie am Ende des Kapitels.

[4] 200 Befreite wurden in der Ortschaft Bühler (Kanton Appenzell Ausserrhoden) unweit St. Gallens unter­gebracht.

[5] So sollten keine Verwandten von im Lager Umgekommenen auf den Transport. Auch drohte Rahm bei der Abreise negative Folgen für die Zurückgebliebenen an, sollte negativ über das KZ Theresienstadt berichtet werden.

[6] Diese befanden sich in einer ausgedienten Seidenstoffweberei in Adliswil (rund 500 Personen), im Hôtel des Sports in Les Avants oberhalb von Montreux (rund 400), im Hotel Belmont in Montreux (rund 200) und in Tour Haldimand in der Nähe von Lausanne (rund 100).

[7] Anhand von Stichproben wurden die Aufenthalte in der Schweiz für Einzelpersonen in zwei Masterarbeiten an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen aufgearbeitet: Truninger Mirjam, Von Theresienstadt via St. Gallen nach ‹Unbekannt›. Die Minderjährigen des Theresienstadt-Transports von Februar 1945, Masterarbeit Pädagogische Hochschule St. Gallen 2018, online unter: http://cdm15782.contentdm.oclc.org/cdm/ref/collection/p15782coll2/id/2179; Schmid Catrina, Der Zug in die Freiheit. Das Schicksal jüdischer Gefangener aus dem KZ Theresienstadt und ihr Aufenthalt im Hadwigschulhaus in St. Gallen im Februar 1945. Eine Untersuchung von Einzelfällen durch die Darstellung individueller Schicksale auf der Grundlage von Zeitzeugengesprächen und Quellenanalysen, Masterarbeit Pädagogische Hochschule St. Gallen 2017, online unter: https://www.phsg.ch/sites/default/files/cms/Dienstleistung/Fachstellen-und-Kompetenzzentren/Demokratiebildung%20und%20Menschenrechte/Masterarbeiten/Masterarbeit_Schmid_Catrina_def_red.pdf.

[8] Zu Lagersystem und Transitlanddoktrin u.a.: Erlanger Simon, „Nur ein Durchgangsland“. Arbeitslager und Internierungsheime für Flüchtlinge und Emigranten in der Schweiz 1940–1949, Zürich 2006.

[9] Erste Sondierungen zu diesen Ausnahmen wurden im Rahmen einer Masterarbeit vorgenommen: Ramos Nelson, Gerettet und unerwünscht. Sechs jüdische Flüchtlinge unter der Kontrolle einer antisemitisch motivier­ten, schweizerischen Bundesbehörde, Masterarbeit Pädagogische Hochschule St. Gallen 2018.

[10] Zur antisemitischen Dimension der schweizerischen Flüchtlingspolitik siehe v.a.: Koller Guido, Fluchtort Schweiz. Schweizerische Flüchtlingspolitik (1933-1945) und ihre Nachgeschichte, Stuttgart 2017; Kury Patrick, Wer agiert? Der Überfremdungsdiskurs und die schweizerische Flüchtlingspolitik, in: Eder Franz X. (Hg.), Historische Diskursanalysen. Genealogie, Theorie, Anwendungen, Wiesbaden 2006, 205–221; Kury Patrick, Über Fremde reden. Überfremdungsdiskurs und Ausgrenzung in der Schweiz 1900–1945, Zürich 2003; Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des National­sozialismus, Zürich 2001; Mächler Stefan, Kampf gegen das Chaos – die antisemitische Bevölkerungspolitik der eidgenössischen Frem­denpolizei und Polizeiabteilung 1917–1954, in: Mattioli Aram (Hg.), Antisemitismus in der Schweiz 1848–1960. Mit einem Vorwort von Alfred A. Häsler, Zürich 1998, 357–421; Gast Uriel, Von der Kontrolle zur Abwehr. Die eidgenössische Fremdenpolizei im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft 1915–1933, Zürich 1997; Picard Jacques, Die Schweiz und die Juden 1933–1945. Schweizerischer Antisemitismus, jüdische Abwehr und internationale Migrations- und Flüchtlingspolitik, Zürich 31997.

[11] Für die zeitlich zuletzt vorgesehenen Arbeitsphasen wird die Konzipierung zum Ende von Phase 1 noch nicht abgeschlossen sein.