Aus voller Überzeugung unterstütze ich das Projekt der Mamlock-Stiftung, in der pommerschen Ortschaft Gardeja eine Gedenkstätte an die in der Vergangenheit dort lebende jüdische Gemeinde zu errichten.

Das geplante Lapidarium der jüdischen Grabsteine wird viel Arbeit, Hingabe und Engagement zu seiner Entstehung erfordern. Es wird sich aber lohnen, weil hiermit wertvolle Ziele verfolgt werden. Vor fast 80 Jahren brachte das nationalsozialistische Deutschland Krieg, Gräuel und unendliches Leid über Polen und seine Bürger. Unter der grausamen Okkupation starben Millionen unschuldiger Menschen polnischer und jüdischer Herkunft, auch Bürger anderer Minderheitsgruppen des Vorkriegs-Polens litten immens. Diese Erfahrung zerstörte fast komplett das vorher blühende jüdische Leben in Polen, raubte das Land seiner kulturellen Vielfalt und Dynamik.

Der seit dem Brief der polnischer Bischöfe in den 60er Jahren voranschreitende Prozess deutsch-polnischer und deutsch-jüdischer Versöhnung ist vor diesem Hintergrund als eines der größten Wunder in der menschlichen Geschichte zu deuten. Viel wurde gerade seit der politischen Wende und Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 erreicht. Dieses Werk braucht aber weiterhin Pflege, damit die Lehren der Geschichte nie vergessen werden und die Wertschätzung für die Freundschaft beider Völker nie in Frage gestellt wird. Das Projekt des Lapidariums in Gardeja ist ein wichtiger Beitrag zu diesen beiden Aufgaben.

Es freut mich außerordentlich, dass das Projekt der Mamlock-Stiftung zur Wiederherstellung des jüdischen Erbes in der Region der Gardeja-Gemeinde in enger Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden und den Vertretern der polnischer Bürgergesellschaft, sowie mit der Foundation for the Preservation of Jewish Heritage in Poland durchgeführt wird. Das macht es zu einem wahrhaftig gemeinsamen Unterfangen fest verankert in den demokratischen, freiheitlichen und zivilgesellschaftlichen Grundwerten Europas.

Fr. Pieper